Wir begannen die Schwarze Präsenz durch Kacheln, Zolldokumente, Gesetzgebung wahrzunehmen (welche nie eingeführt wird, wenn es nicht eine sozial bedeutende Gruppe gibt, die dies rechtfertigt). Es war so, als würde man verschiedene kleine Puzzleteile zusammenfügen, fast schon detektivisch. Und wir stießen dabei auf die Kirche Igreja da Anunciada, die sich im wohl ärmsten Viertel der Stadt befand, Troino, das, obwohl man nicht sagen kann, dass es eine Art Mocambo war, doch eine große Schwarze Bevölkerung gehabt haben muss. Die Kirche war mit einer Bruderschaft Schwarzer Männer verbunden, der Konfraternität Confraria Nossa Senhora do Livramento, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts wahrscheinlich von Fischern gegründet worden war. Im Fundus der Kirche – die Institution, die sich am meisten auf die Aufbewahrung von Gegenständen spezialisiert hat – entdeckten wir eine Büste des Heiligen Benedikt, die sich im Nachlass der Bruderschaft befindet. Die Büste bedeutet viele Dinge. Sie belegt, dass es in einer Kirche einen Kult um einen Schwarzen Heiligen gab, was bedeutet, dass es in der Stadt eine starke Schwarze Präsenz gab. Sankt Benedikt wurde in Setúbal wegen der Fieberanfälle, die mit Malaria in Verbindung gebracht wurden, sehr verehrt, was mit der Vorstellung zu tun hat, Schwarze Menschen seien gegen Malaria resistent. Einige Weiße huldigten ihm ebenfalls, weil sie glaubten, er sei ein geeigneter Heiliger, um die Geisel der Malaria zu heilen. Für mich war es sehr wichtig, dies zu entdecken und darüber zu sprechen. Wir haben daraufhin Tänze, Rituale, Prozessionen, Ortsnamen studiert, doch ich vermisse noch ein Netz, das die verschiedenen Orte verbindet, sodass sie nicht nur Einzelphänomene in Braga oder Setúbal sind, damit wir das Schwarze Portugal endlich sichtbar machen können. Dieser Heilige steht im Bezug mit dem Heiligen in der Kirche Igreja da Graça und mit dem, der sich in Lagos (Algarve) befindet, von einem kleinen „Mestizo“-Bürgertum, das auch wiederum mit den Brüderschaften zu tun hat, die sowohl untereinander verbunden sind, als auch mit Brasilien und den Pretos do Rosário (Schwarzen des Rosenkranzes). Pater António Vieira, der einen Aufstand gegen die Sklaverei abwandte, warnte: „Rebellieret nicht, seid ihr doch alle Kinder Gottes.“
Man sagt uns immer, alles beginne erst mit der Einwanderung [aus den ehemaligen Kolonien] in den 1980er Jahren. Aber ich habe immer die Zeichen, die Widersprüche gespürt, und mir wurde klar, dass eine lange Geschichte dahintersteckt, die weiter reicht als man denkt.