Fluss Tejo, Lissabon-Almada
Entre Margens: Vozes que atravessam o rio
𝙀𝙉𝙏𝙍𝙀 𝙈𝘼𝙍𝙂𝙀𝙉𝙎: 𝙑𝙊𝙕𝙀𝙎 𝙌𝙐𝙀 𝘼𝙏𝙍𝘼𝙑𝙀𝙎𝙎𝘼𝙈 𝙊 𝙍𝙄𝙊 („Zwischen den Rändern: Stimmen, die den Fluss überqueren“) ist ein Bildungsprojekt, das im Rahmen von ReMapping Memories Lisboa – Hamburg: (Post)koloniale Erinnerungsorte durchgeführt wurde und bei dem Kinder aus einem Jugendzentrum in Almada (südlich von Lissabon) ein Hörspiel rund um die Beziehung zwischen Peripherie und Zentrum herstellten. Die künstlerische Intervention, die dabei entstand, stellte die Fähre zwischen Lissabon und seinen Vororten als sozio-politischen Transitort in den Mittelpunkt und schuf so einen Raum, in dem die Hörenden Realitäten, Fiktionen und Träume zwischen den Rändern der Stadt kennenlernen können.
Im Zeitraum von einer Woche (28. Mai bis 4. Juni) wird das produzierte Tonstück auf den Bildschirmen der Fähren und Fährstationen zwischen Lissabon und dem anderen Ufer des Flusses Tejo angekündigt. Über QR-Codes können Interessierte direkt auf die Tondatei zugreifen.
PERFORMANCES UND AUSSTELLUNGEN IN LISSABON UND BERLIN
Demythologize that History and Put It to Rest
„Demythologize that History and Put It to Rest“ war als performatives Gegen-Archiv konzipiert. Das 2018 realisierte Projekt rückte die Denkmäler zweier historischer Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, die während der sogenannten Kongokonferenz (1884/85) in Berlin enormen Einfluss auf die Kolonisierung Afrikas durch die europäischen Mächte ausübten: Otto von Bismarck (Tiergarten, Berlin) und König Karl I. (Palacio da Ajuda, Lissabon).
Initiiert wurde das Projekt durch den in Berlin und Lissabon lebenden Maler und Kurator Márcio Carvalho, der für die künstlerische Recherche und Auseinandersetzung mit der eurozentristischen Erinnerungskultur Künstlerinnen und Künstler aus Angola, Kamerun, Gabun, Irak, Mosambik und Portugal eingeladen hat. Neben der in Mosambik geborenen Künstlerin Ângela Ferreira sind folgende Künstler an dem Projekt beteiligt: das Künstlerduo Lavoisier, der aus Angola stammende Künstler Kiluanji Kia Henda, die aus Porto stammende Künstlerin und Filmemacherin Filipa César, die heute in Berlin lebt, die interdisziplinäre Künstlerin (Gabun/Berlin) Nathalie Mba Bikoro, die beiden aus dem Irak stammenden und in der Schweiz lebenden Künstler Ali Afatlawi und Whatiq Almeri, die ihre persönliche Geschichte des Exils reflektieren, sowie der aus Kamerun stammende Performancekünstler Christian Etongo, der zeitgenössische Tanzpraxis mit rituellen Tänzen seiner Heimat verknüpft.
Die künstlerischen Positionen wurden im Rahmen zweier Ausstellungen bei Savvy Contemporary und Colonial Neighbors in Berlin und im Hangar – Centro de Investigação Artística in Lissabon gezeigt.
Partner: SAVVY Contemporary, Colonial Neighbours, Hangar, Gabinete de Estudos Olisiponenses
Unterstützt von: Goethe-Institut (Internationaler Koproduktionsfonds)
THEATER BAIRRO ALTO, LISSABON
Isabel Brison: Sprüche und unausgesprochene Geschichten von Lissabons Statuen
Straßenskulpturen werden täglich von Tausenden von Passanten ignoriert. Statische, dauerhafte, vergangene, überholte Figuren, Teil des Mobiliars, wir nehmen sie nicht einmal wahr. Dennoch leben sie in gewisser Weise weiter. Sie entstehen auf der Grundlage von Aufträgen oder öffentlichen Subventionen und reagieren empfindlich auf Verschmutzung, Vandalismus und Regimewechsel. Manchmal ziehen sie von zu Hause weg oder sind gezwungen, sich zur Ruhe zu setzen. Sie sterben selten vollständig aus. Und in ihrem Leben spiegeln sie in gewisser Weise die Art und Weise wider, wie wir leben. In diesem Projekt erstellt Isabel Brison eine Website, auf der die Geschichten dieser Statuen erzählt werden.
ENTWURF FÜR DAS MAHNMAL ZUR WÜRDIGUNG VERSKLAVTER MENSCHEN, LISSABON
Kiluanji Kia Henda: Plantage
Der Künstler Kiluanji Kia Henda hat den künstlerischen Entwurf „Plantage - Wohlstand und Albtraum" bei der Ausschreibung für das in Lissabon geplante Mahnmal zur Würdigung versklavter Menschen eingereicht und erhielt den Zuschlag. Das künstlerische Werk soll als Denkmal an zentraler Stelle in Lissabon auf dem Campo das Cebolas noch 2021 errichtet werden. In dieser Arbeit setzt sich der Künstler mit der Erinnerung an die Sklaverei als Präsenz einer Abwesenheit auseinander, da es unmöglich ist, „ein solches transnationales Trauma auf direkte und realistische Weise darzustellen“.
Bei dem Projekt handelt es sich um die Darstellung einer Zuckerrohrplantage, die aus 540 Zuckerrohrstängeln aus schwarzem Aluminium besteht, die jeweils 3 Meter hoch sind und einen Durchmesser von 8 Zentimetern haben. Das Denkmal zeigt ebenso die historische Verbindung zwischen Monokultur und Sklaverei wie die zwischen dem Übermaß an Reichtum und der unmenschlichen Ausbeutung. Ziel des Projekts ist es, einen Ort der Erinnerung zu schaffen, der zum Nachdenken anregt. Es geht darum, dass im Zentrum der Angst Wege der Begegnung offen sind, die zu neuen Kreationen und neuen Möglichkeiten des Zusammenlebens führen, so der Künstler in seiner Projektbeschreibung.
INSTALLATION LISSABON
Grada Kilomba: O barco / Das Boot
Vom 03. September bis 17. Oktober 2021 zeigte das MAAT - Museum of Art, Architecture and Technology in Lissabon die Installation Barco/Das Boot der Künstlerin Grada Kilomba. Dieses Installation, die auch als Entwurf für das Mahnmal zu Ehren versklavter Menschen Menschen eingereicht worden war, bestand aus 140 Blöcken, die die Silhouette eines Schiffsbodens bilden und den Raum minutiös nachzeichnen, der geschaffen wurde, um die Körper von Millionen von Afrikanerinnen und Afrikaner aufzunehmen, die von europäischen Imperien versklavt wurden. In der westlichen Vorstellungswelt wird ein Schiff leicht mit Ruhm, Freiheit und maritimer Expansion assoziiert, die als „Entdeckungen" bezeichnet werden, aber nach Ansicht der Künstlerin kann „ein Kontinent mit Millionen von Menschen nicht entdeckt werden", noch kann „eines der längsten und grausamsten Kapitel der Menschheit - die Sklaverei - ausgelöscht werden". Diese erste groß angelegte Installation von Grada Kilomba erstreckte sich auf einer Länge von 32 Metern am Tejo und erinnerte an vergessene Geschichte und Identitäten.
Auftrag und Produktion: BoCA - Biennale für zeitgenössische Kunst Kopoduziert von MAAT – Museum of Art, Architecture and Technology, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden.
Partner: Câmara Municipal de Lisboa / EGEAC
Grafisches Tagebuch zum Projekt „ReMapping Memories Lisboa - Hamburg"
Für das Projekt „ReMapping Lisboa – Hamburg“ haben wir den Künstler Francisco Vidal eingeladen, radikal subjektive Stadtkarten zu entwickeln, die ein künstlerischer Gegenentwurf zu den scheinbar objektiven Karten beider Städte sind. Außerdem hat er eigens für das Projekt ein grafisches Tagebuch entworfen, das in dem Video gezeigt wird.