Diskussion

06

Mai

2021

18h00 - 20h00

Online

Im Rahmen der Diskussionsreihe „Gedenken und Dekolonisieren in der (post)kolonialen Stadt“, 05.05. - 07.05. 2021, vom Goethe-Institut Portugal

Einschreibung eines afrikanischen Lissabons

Die Veranstaltung thematisiert den antikolonialen Kampf und die Prägung des Großraums Lissabon durch künstlerische Ausdrucksformen von Menschen aus Afrika und von Afro-Nachkommen sowie die Chancen der Community-Bildung in den Vororten Lissabons. Es sprechen die Künstlerin Nádia Yracema, der Schriftsteller und Musiker Kalaf und der Aktivist José Baessa de Pina.

Moderation: Marta Lança 

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Biografien

JOSÉ BAESSA DE PINA (SINHO)

Soziokultureller Aktivist. 23 Jahre war er Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, seit fünf Jahren ist er im Gesundheitsbereich tätig. Er engagiert sich für soziale Gerechtigkeit, sozialen Wohnungsbau und gegen institutionellen Rassismus. Er ist Vizepräsident des Vereins Cavaleiros de São Brás in Boba in der Gemeinde Mina de Água/Amadora, ein Verein, der eine Stärkung der Gemeinschaft über pädagogische, soziale und kulturelle Aktivitäten anstrebt.

Kalaf Epalanga

Er ist Schriftsteller und Musiker. Er wurde in Benguela, Angola, geboren und lebt heute in Berlin. Als Musiker war er Mitbegründer des Plattenlabels Enchufada und der Band Buraka Som Sistema. Er schrieb Artikel für Público, GQ Magazine (Portugal) und REDE Angola. Derzeit verfasst er Beiträge für die brasilianische Zeitschrift „Quatro Cinco Um". 2021 kuratierte er das African Book Festival. Er veröffentlichte zwei Sammlungen mit Chroniken unter dem Titel „Estórias de Amor para Meninos de Cor“ und „O Angolano que Comprou Lisboa (Por Metade do Preço)“. „Também os Brancos Sabem Dançar“ ist sein erster Roman.

Nádia Yracema

Sie ist Schauspielerin und begann ihre Ausbildung und künstlerische Aktivität im Universitätstheater Coimbra. Gleichzeitig studierte sie Jura an der Universität Coimbra und erhielt später einen Studienplatz an der ESTC – Hochschule für Theater und Film. Sie arbeitet als Schauspielerin und Pädagogin. Zusammen mit Cleo da Luz und Isabél Zuaa rief sie AURORA NEGRA ins Leben. Ihre Arbeit reflektiert ihre migrantischen Routen und ihr Leben zwischen Angola, Deutschland und Portugal.

Marta Lança   

Sie promoviert in Kunstwissenschaft über afrikanische Kulturprogramme in Lissabon (FCSH - UNL), ist Herausgeberin der Plattform BUALA (www.buala.org) und Koordinatorin der portugiesischen Seite des Projekts ReMapping Memories Lisboa - Hamburg.

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Synopsen

JOSÉ BAESSA DE PINA (SINHO): ÜBER COMMUNITY-BILDUNG IN DEN VORORTEN LISSABONS

Die fehlende Unterstützung und die Vernachlässigung durch den Staat begünstigte die Entstehung von Communities. Im Gegensatz zur Politik „sozialer Nachbarschaften“, die Menschen von Orten entwurzelt, an denen sie sich bereits zu Gemeinschaft zusammengefunden haben, möchte ich über affirmative öffentliche Politiken in bereits existierenden Sozialvierteln sprechen. Ich befürworte eine größere Annäherung der Lokalpolitik (des Bezirks) an die Vereine, Einwohnerkommissionen und informellen Gruppen, die auf die Akteure des Wandels der Gemeinschaften setzt. Diskutiert werden die Umsiedlung, die Eingliederung und die Integration in die Gesellschaft sowie die Frage, wie selbstgebaute Viertel instandgesetzt und Ghettoisierung und Segregation bekämpft werden können.

KALAF EPALANGA: VON DER BESONDEREN BEDEUTUNG, EIN KIZOMBA-MUSEUM INS LEBEN ZU RUFEN

Während der verrückten 80er Jahre eroberte die wohl umfassendste kulturelle Ausdrucksform afrikanischer Herkunft Lissabon. Kizomba! Sie trägt so viel emotionale Tiefe und libidinöses Engagement in sich, dass die Logik des Raumes überschritten und die Intimität herausgefordert wird, die sich jeder Einzelne in der Öffentlichkeit erlaubt. Sie ist Nahrung und wir atmen sie in allen Lauten ein, die die portugiesische Sprache bietet. Heute beeindruckt dies niemanden mehr, aber wenn aus einem Auto Kizomba dröhnt, dann sitzt fast immer ein Weißer hinter dem Steuer. Die Stadt entdeckt sich selbst durch die Musik. Mit Musik sind Schwarze Körper nicht mehr unsichtbar. Identität wird zu einem Synonym für Überleben und Kizomba ist ihr heimlicher Soundtrack.

NÁDIA YRCEMA: KÜNSTLER*IN-MO(NU)MENT  

Über das Monument hinaus erzählen und so das ihm auferlegte Narrativ negieren: Mit dem Körper schreiben wir uns in den Raum ein, schaffen ein Bild, eine Landschaft, eine Installation. Der Körper wird zum Moment, zu einem lebendigen Monument, das Stimmen einer zum Schweigen gebrachten Vergangenheit heraufbeschwört und uns so dazu zwingt, kritisch über die Gegenwart nachzudenken und eine andere Zukunft zu wollen.

Video der Veranstaltung
Video zum Thema
Im Rahmen des Projekts „ReMapping Memories Lisboa-Hamburg: (post)koloniale Erinnerungsorte“ des Goethe-Instituts wurden vier Videos produziert. Sie beinhalten Auszüge von Interviews, die während der Recherche für das Projekt geführt wurden.
Interviewte: Eduardo Ascenão, António Brito Guterres, João Pedro George
Bild und Bearbeitung: Rui Sérgio Afonso 
Interviews und Koordination: Marta Lança 
Musik: Ninho Marimbondo Produções